Forderungen

Wir haben Forderungen an Stadt und Cityring. Was wir fordern, ist die Einhaltung der Menschenwürde und den Stopp von diskriminierenden Maßnahmen gegen Obdachlose!

 

1. Kein Sicherheitsdienst gegen Obdachlose!

In der Dortmunder Innenstadt soll es demnächst einen privaten Sicherheitsdienst geben, der nachts Obdachlose von ihren Schlafplätzen vertreiben soll. Initiiert wird das vom „Cityring“, einem Verband von Einzelhändler*innen, der sich dafür einsetzt, dass sich die Gestaltung der Innenstadt komplett der neoliberalen Profitmaximierung von einigen wenigen unterordnen soll. Der Vorsitzende des Cityrings, Tobias Heitmann, der selbst eine Nobel-Kunstgalerie am Hansaplatz besitzt, findet, dass der Anblick von Obdachlosen diese Profitmaximierung stört.

Wahr ist, dass die Dortmunder Innenstadt seit Jahren ums Überleben kämpft. Aber dass Obdachlose dafür verantwortlich sind, ist völliger Quatsch! Vielmehr liegt es daran, dass diese trostlose Betonwüste innerhalb des Walls mit ihren austauschbaren Franchise-Filialen einfach reizlos ist und keinerlei Charakter hat. Warum soll man dort einkaufen gehen, wenn man genau dieselben Geschäfte mit denselben Waren z.B. auch in jeder anderen Innenstadt, in jedem x-beliebigen Shopping-Center und auch online findet? Außerdem sind immer mehr Menschen von Armut betroffen und können sich eh keinen unnötigen Konsum mehr leisten.

Aber klar, es ist natürlich viel einfacher, eine kleine Gruppe von Menschen ohne Lobby und Einfluss dafür verantwortlich machen zu können, als sich mit dem eigenen gescheiterten Geschäftsmodell auseinanderzusetzen. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit war schon immer ein beliebtes Mittel, um von internen Problemen abzulenken.

Wir finden, dass das nicht sein kann und nicht sein darf! Es darf keinen diskriminierenden Sicherheitsdienst geben! Der Cityring und Tobias Heitmann sollten sich schämen, so etwas vorzuschlagen! Obdachlose haben genauso das Recht, sich in der Innenstadt aufzuhalten, wie alle anderen Menschen auch!

 

2. Hilfe statt Repression!

Vom Gesetz her muss die Stadt Dortmund (wie jede andere Kommune in Deutschland) sicherstellen, dass alle Menschen, die in ihr leben, in Würde leben können. Leider kommt die Stadt Dortmund (wie die meisten anderen Kommunen in Deutschland) dieser Pflicht nicht nach, sondern arbeitet im Fall von obdachlosen Menschen sogar aktiv dagegen.

Seit Jahren versucht die Stadt, zusammen mit den Einzelhändler*innen, Obdachlose aus der Innenstadt zu verdrängen. Dabei ist sie ziemlich kreativ. Für eine Weile war das Schlafen unter freiem Himmel verboten (das wurde zurückgenommen, nachdem es großen Protest aus der Bevölkerung gab), dann gibt es anlasslose Kontrollen durch Polizei und Ordnungsamt, und jetzt ist die neueste Idee ein Sicherheitsdienst, der die Menschen von ihren Schlafplätzen entfernen sollte.

Dabei sollte man sich erst einmal fragen, warum die Menschen überhaupt dort schlafen. Der Grund dafür ist, dass es keine Alternativen gibt. Es gibt zwar die Männerübernachtungsstelle in der Unionsstraße. Allerdings wird die durch ein privates, gewinnorientiertes Unternehmen geführt, und Gewalt, Diskriminierung und Übergriffe durch das Sicherheitspersonal und unter den Bewohnern sind Alltag. Dazu katastrophale hygienische Bedingungen und Überbelegung von Zimmern, um Kosten zu sparen. Eine sozialarbeiterische Betreuung gibt es nur auf dem Papier, die meisten Menschen, die dort seit Jahren wohnen, haben diese noch nie gesehen. Dazu kommt noch, dass eine Übernachtung in dieser NOTschlafstelle für viele Menschen nicht kostenlos ist. Dass sie das meist nicht bezahlen können, kümmert die Stadt nicht.

Wir fordern, dass es keine Verdrängung von Obdachlosen aus der Innenstadt geben darf! Wir fordern, dass die Stadt stattdessen eine würdevolle und kostenlose Unterbringung der Menschen ermöglichen muss! Keine halben Sachen mehr und kein Ignorieren mehr von unhaltbaren Zuständen! Die Würde ALLER Menschen muss unantastbar sein!

 

3. Dialog statt Stigmatisierung!

Maßnahmen, die Obdachlose betreffen, werden meistens „von Oben herab“ getroffen, ohne dass Obdachlose in die Entscheidungen mit einbezogen werden. Das führt dann fast zwangsläufig dazu, dass ihre Interessen und Bedürfnisse gar nicht oder nur unzureichend berücksichtigt werden. Die Konsequenz sind Verdrängungsmaßnahmen, wie wir sie in der Dortmunder Innenstadt beobachten müssen.

Dass das so ist, liegt daran, dass man Obdachlosen oftmals Interessen und Bedürfnisse komplett abspricht. Oftmals wird (fälschlicherweise) angenommen, dass sie selbst die Hauptschuld an ihrer Situation trifft, anstatt dass die Ursache für diese Situation in den gesamtgesellschaftlichen Zuständen erkannt wird. Wenn ein rücksichtsloser Egoismus und Konkurrenzdenken als Normalzustand angenommen wird, dann werden Menschen, die an dieser Konkurrenz nicht teilnehmen oder an ihr zerbrechen, automatisch als Versager*innen stigmatisiert, die selbst Schuld an ihrem Versagen und den Konsequenzen daraus haben.

Wir wollen, dass das aufhört! Obdachlosigkeit muss endlich als in der Gesamtgesellschaft begründetes Problem erkannt und als solches behandelt werden! Obdachlose per se als Versager*innen zu stigmatisieren, ist falsch und diskriminierend. Wir fordern, dass es adäquate, individuelle Hilfe für all diese Menschen gibt, anstatt dass sie als homogene Masse an bedürfnislosen Menschen angesehen werden. Dazu muss man ihnen zuhören und sie nicht ignorieren und nur als Störung ansehen. Wir fordern, dass es mehr Aufklärung gibt, die der Stigmatisierung entgegenwirkt. Und wir fordern, dass Obdachlose gleichberechtigt mit am Tisch sitzen, wenn über Dinge entschieden wird, die sie betreffen!