Spendenkampagne, um das Protestcamp durchführen zu können.
Obdachlose Menschen werden in Dortmund massiv diskriminiert und ihrer Menschenwürde beraubt. Die Stadt Dortmund kommt ihren gesetzlichen Pflichten diesen Menschen gegenüber nicht nach, indem ihre Notunterkünfte nicht für alle Menschen kostenlos zugänglich sind, es dort keine Privatsphäre gibt, die hygienischen Bedingungen katastrophal sind und es insgesamt zu wenige Plätze für die geschätzt 900 obdachlosen Menschen in Dortmund gibt. Abseits der Notunterkünfte gibt es nur unzureichende Möglichkeiten und Programme, die Menschen langfristige Perspektiven auf eine eigene Wohnung und ein Leben in Würde geben würden.
Darüber hinaus unternimmt die Stadt Dortmund alles, was sie kann, um obdachlose Menschen aus dem öffentlichen Raum, speziell aus der Innenstadt, zu verdrängen. Seit Jahren versucht das Ordnungsamt durch immer neue Maßnahmen, die schlichte Existenz der Menschen und ihre Anwesenheit in der Innenstadt zu kriminalisieren und sie und ihre Schlafplätze von dort zu vertreiben. Unterstützt wird das durch eine menschenfeindliche Gestaltung des öffentlichen Raumes, beispielsweise durch das Fehlen öffentlicher, kostenfreier Toiletten und durch ein bedenkliches und juristisch abenteuerliches Zusammenspiel von Ordnungsamt, Polizei und privaten Sicherheitsdiensten. Angetrieben und lauthals unterstützt wird dieses Gehaben durch die Händler*innenvereinigung „Cityring“ und ihren Vorsitzenden Tobias Heitmann.
Wir beobachten diese verfehlte, von Gleichgültigkeit und zum Teil von klassistischer Menschenverachtung getriebene Politik mit Schrecken und sagen, dass es so nicht weitergehen kann! Die Stadt Dortmund hat eine Verpflichtung allen Menschen gegenüber, die auf ihrem Stadtgebiet leben! Wir verlangen, dass sie dieser Verpflichtung endlich nachkommt und obdachlose Menschen als vollwertige Menschen betrachtet und nicht nur als ein Ärgernis.
Im Einzelnen fordern wir:
– Menschenwürdige, kostenfreie Unterbringung aller Menschen, die ein solches Angebot in Anspruch nehmen möchten. Anstatt nur auf Gruppenunterkünfte zu setzen, soll die Stadt Dortmund vermehrt langfristig erfolgreichere Programme wie Housing First umsetzen.
– Keine Verdrängung von Obdachlosen aus der Innenstadt durch Ordnungsamt, Polizei und private Sicherheitsdienste.
– Kostenlose, durchgehend geöffnete Toiletten auf dem gesamten Stadtgebiet.
Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen und eine breitere Öffentlichkeit herzustellen, werden wir vom 28.1. bis zum 5.2.2023 ein durchgehendes Protestcamp in der Dortmunder Innenstadt aufschlagen. Wir werden eine gute Woche lang in der Fußgängerzone präsent sein, werden dort schlafen, kochen, essen, ein vielfältiges politisches Programm durchführen und in den Dialog mit interessierten Passant*innen treten.
Wir laden alle solidarischen Menschen dazu ein, uns dabei zu unterstützen und sich anzuschließen. Wir freuen uns über jede Art der Unterstützung, sei es durch Bereitstellen von Infrastruktur, Lebensmittelspenden oder Verbreitung unserer Inhalte. Vor allem freuen wir uns aber über Menschen, die uns vor Ort unterstützen und am Camp teilnehmen. Alle interessierten Menschen laden wir herzlich ein, uns im Camp zu besuchen, mit uns ins Gespräch zu kommen und an unseren Programmpunkten teilzunehmen (das Programm wird zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht).
Wir als Aktivist*innen sind uns unserer privilegierten Lage bewusst. Wir können, nachdem das Camp beendet ist, oder auch zwischendurch, in ein warmes Zuhause zurückkehren. Dieses Privileg haben obdachlose Menschen nicht. Daher ist es uns wichtig, zu betonen, dass wir mit dem Camp nicht Obdachlosigkeit simulieren wollen. Das wäre falsch und anmaßend. Wir wählen diese Form der politischen Versammlung, weil sie ungewöhnlich und daher der dramatischen Lage angemessen ist. Ein Protestcamp ist sichtbarer und für Stadt und Cityring hoffentlich störender als andere Versammlungsformen. Außerdem sehen wir ein Camp als hervorragende Gelegenheit, mit von Obdachlosigkeit betroffenen Menschen ins Gespräch zu kommen und auch ihnen eine Bühne und zumindest vorübergehend einen Schutzraum zu geben. Wir laden alle obdach- und wohnungslosen Menschen und all diejenigen, die vom Verlust der Wohnung bedroht sind, herzlich ein, sich uns zu den Mahlzeiten, zum Schlafen oder einfach so tagsüber anzuschließen.
Bei Interesse am Camp und an unserer Gruppe: Kontaktiert uns einfach über Social Media oder per E-Mail an schlafenstattstrafen@riseup.net oder kommt zu einem unserer nächsten Treffen (Ort und Zeit werden immer auf https://www.schlafen-statt-strafen.org/termine/ veröffentlicht).
SCHLAFEN STATT STRAFEN
Bürger*inneninitiative gegen die Diskriminierung und Vertreibung von Obdachlosen in der Dortmunder Innenstadt.
Dieser Aufruf wird unterstützt durch:
Ein Kommentar zu „Aufruf zum Protestcamp in der Dortmunder Innenstadt vom 28.1.-5.2.23“
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