Am 14.04. laden die Initiativen „Schlafen statt Strafen“, bodo e.V., Anders SOZIAL e.V. und Face2Face zu einer Gedenkveranstaltung für Szymon ein, der letzte Woche im Dortmunder Hafen getötet wurde.
Am 04.04. wurde Szymon, ein 31-jähriger obdachloser Mann, von einem 13-jährigen Kind am Dortmunder Hafen erstochen. Wir sind bestürzt von seinem Tod und laden alle Menschen ein, die ihr Beileid oder ihre Betroffenheit ausdrücken wollen, mit uns am Sonntag, 14. April, an ihn zu denken. Besonders möchten wir auch von Obdach- und Wohnungslosigkeit betroffene oder bedrohte Menschen einladen.
Die Tötung Szymons war auf vielfältige Weise erschreckend, vor allem auch durch das Alter des Täters und der weiteren Beteiligten. Gleichzeitig ist es die zweite Tötung eines obdachlosen Menschen in Dortmund in dieser Woche, nachdem Andrzey von der Polizei am 03.04. erschossen wurde. Diese beiden Opfer von tödlicher Gewalt sowie der Mordversuch an einer 72-jährige obdachlosen Frau zeigen, wie sehr Menschen ohne festen Wohnsitz Gewalt ausgesetzt sind. Und sie zeigen auch, dass von Obdachlosigkeit Betroffene permanent Gefahr und Stress ausgesetzt sind. Wer obdachlos ist, kann sich Auseinandersetzungen und Streit kaum entziehen, kann nicht nach Hause gehen, ist schutzlos vor Angriffen und Gewalt. Es ist eine Wohnung, die schützt.
Wir möchten die Kundgebung nutzen, um auf diese erschreckende Gewalt und die besondere Vulnerabilität von Wohnungslosen aufmerksam zu machen. Obdachlose Menschen erfahren regelmäßig Gewalt aus der Gesellschaft heraus, verbal wie physisch. Sozialdarwinismus, die Markierung als „unwert“, muss als Tatmotiv oft angenommen werden. Wir dürfen diese Gewalt niemals normalisieren, denn alle Menschen haben ein Recht auf Sicherheit. Der Diskurs zum Thema Obdach- und Wohnungslosigkeit hat sich im Laufe des letzten Jahres zunehmend verschärft und mit ihm auch die Diskriminierung, Stigmatisierung und Marginalisierung betroffener Menschen. Die ständige Beschreibung obdachloser Menschen als störend, als Problem, das es zu verdrängen gilt, führt zu einer Entmenschlichung betroffener Personen. Und diese Entmenschlichung ist gefährlich, da sie den in der Gesellschaft wahrgenommenen Wert betroffener Menschen heruntersetzt und damit auch die Hemmschwelle für Gewalt senkt. Die Konsequenzen dieser Entwicklungen erfahren betroffene Menschen alltäglich und diese zeigt sich auch in den beiden schrecklichen Tötungen.
Wir möchten Szymon gedenken und laden zur Kundgebung um 17.00 Uhr in der Nähe des Tatorts ein. Wir möchten Szymon mit Redebeiträgen gedenken, eine Schweigeminute halten und Kerzen und Blumen niederlegen. Abschließend wird es für Angehörige und Bekannte von Szymon sowie für von Obdachlosigkeit betroffene und bedrohte Menschen, die Möglichkeit geben, das Wort zu ergreifen und sich miteinander auszutauschen. Wir bieten eine gemeinsame Anreise vom Stadtgarten um 16.00 Uhr an. Um 16.45 Uhr wird es an der U-Bahnhaltestelle Hafen eine weitere Möglichkeit geben, sich zu treffen und gemeinsam zur Kundgebung zu gehen.